Die Rieser Nachrichten haben einen Bericht über uns und unsere Rückkehr zur Fünf-Tage-Woche geschrieben, den Sie hier lesen können.
Fotografin: Anja Lutz
Bericht: Anja Lutz
Quelle: Rieser Nachrichten
Es klingt verlockend: Vier statt fünf Tage, 36 statt 40 Wochenstunden arbeiten und dazu drei Tage Wochenende, von Freitag bis Sonntag. Und das bei vollem Lohnausgleich. Vor etwa eineinhalb Jahren hat Günter Lämmermeier in seinem Edelstahl-Betrieb in Oettingen die Vier-Tage-Woche eingeführt. Jetzt schafft er sie wieder ab, es geht zurück zur 40-Stunden-Woche.
Ausschlaggebend seien mehrere Gründe, sagt Lämmermeier. „Ich habe gemerkt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer gestresster werden. Die Laune war nicht mehr gut; ich musste also handeln“, so der Inhaber. Denn seine sehr motivierten und teils langjährigen Mitarbeiter hätten versucht, den Freitag bis Donnerstagabend „reinzuarbeiten“, was zu einer zusätzlichen Belastung geführt habe.
Auch sei im ersten Jahr nach der Einführung die wirtschaftliche Situation noch besser gewesen. Zudem hätten viele Kunden, trotz umfangreicher Kommunikation, auch freitags angerufen und Mails geschickt. „Wir konnten an diesem Tag dann nicht mehr reagieren, etwa wenn etwas schiefgelaufen ist oder falsch angeliefert wurde“, erklärt Lämmermeier.
Das Unternehmen fertigt Edelstahlteile für sämtliche Einsatzgebiete, unter anderem die Industrie, auch Funktionales für den Alltag und Design-Stücke für den privaten Zweck. Inklusive Minijobber arbeiten in Verwaltung, Vertrieb, Produktion zwischen 25 und 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Lämmermeier. Die Vier-Tage-Woche hatte er vor etwa eineinhalb Jahren für den ganzen Betrieb eingeführt. Die Kolleginnen und Kollegen im Büro arbeiten jetzt also wieder von Montag bis Freitag. „Hier haben wir jetzt wieder acht Stunden mehr Arbeitszeit zur Verfügung. Da kann der Vertrieb wieder ganz anders angreifen.“ In der Fertigung jedoch bleibt es bei vier Tagen. „Hier hat sich einfach gezeigt, dass sich der Freitag, der ohnehin nur ein halber Tag war, einfach nicht gelohnt hat“, sagt Lämmermeier.
Ob er die Vier-Tage-Woche anderen Unternehmern weiterempfehlen würde? „Nein. Es gibt bestimmt auch Vorteile, aber die Nachteile überwiegen für uns, sodass ich es nicht weiterempfehlen würde“ Für die Entscheidung, dass es zurück zur Fünf-Tage-Woche gehen soll, hat Lämmermeier sich umfassend von verschiedenen Behörden beraten lassen. Ursprünglich habe er sie zur besseren Work-Life-Balance eingeführt. Zudem habe er sich auch erhofft, dass die Vier-Tage-Woche potenzielle Bewerberinnen und Bewerber anlocke. Auch dies sei ausgeblieben. Vor allem auf Ausbildungsplätze hatte sich in den vergangenen Jahren einfach niemand mehr beworben. „Vor etwa 15 Jahren habe ich fürs Büro um die 40 Bewerbungen bekommen“, sagt Lämmermeier.
Auch das Home-Office hat Lämmermeier wieder abgeschafft. Sollte es zeitweise nötig sein, etwa wenn ein Handwerker ins Haus kommt, könnten seine Mitarbeiter nach wie vor kurzfristig zu Hause arbeiten. „Auf Dauer aber fehlen die sozialen Kontakte. Gerade im Vertrieb muss man sich auch schnell über den Schreibtisch absprechen können. Das geht im Home-Office nicht“, sagt der Firmeninhaber.
IHK-Regionalgeschäftsführer Matthias Hausmann ist von Lämmermeiers Erfahrungen nicht überrascht. Wenn man statt fünf oder sechs Tagen nur noch vier arbeite, dann bedeute das viel Koordination. Arbeitsprozesse müssten geändert werden. Im Landkreis Donau-Ries ist Hausmann kein Industrieunternehmen bekannt, das die Vier-Tage-Woche generell eingeführt hat, einen großflächigen Trend gebe es dazu in Nordschwaben nicht. Zumal Deutschland ja derzeit das Problem habe, dass das Arbeitsvolumen generell zu niedrig sei. Zwar gebe es so viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigte wie nie zuvor - aber die seien so produktiv, wie man schon vor 20 Jahren gewesen sei. „Viele arbeiten eben in Teilzeit“, sagt Hausmann. (mit tiba)